Nachhaltigkeit

Warum die von Saldern Gruppe auf grüne Mobilität setzt

Mit rund 3,5 Millionen Euro investiert die von Saldern Gruppe in 25 neue LNG LKWs; die Lieferung wird Anfang 2023 erwartet. Betankt mit grünem Biogas können die CO2-Emissionen so um 100 % reduziert werden. Im Gespräch mit Roger Haschka, Bereichsleiter Einkauf Logistik + Baumaschinen, Holcim Deutschland sowie Matthias Gleimius, Geschäftsführer der von Saldern Logistik GmbH & Co. KG.

Holcim Deutschland hat – als Teil des weltweit führenden Baustoffkonzerns Holcim Group – das Thema Nachhaltigkeit ins Zentrum seiner Strategie gerückt. Ziel ist es, Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Da gerät auch die Optimierung der Logistik in den Blick. Herr Haschka, welche Rolle spielen LNG-Antriebe in Ihrer Strategie?

Roger Haschka: Wenn wir Klimaneutralität anstreben, müssen wir auch über die Logistik sprechen. Die Frage lautet: Welche alternativen Antriebstechniken stehen uns zur Verfügung, um das zu erreichen? Das sind aktuell nur drei: batterieelektrisch, LNG (heruntergekühltes Erdgas oder liquefied natural gas) und CNG (komprimiertes Erdgas oder compressed natural gas). Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie von Holcim ist es unser Ziel, die CO 2-Emissionen bis 2030 um 30 % zu reduzieren. Mit der LNG-Antriebstechnik können wir das im Transportsektor – dem sogenannten Scope 3 – realisieren.

Wenn wir Klimaneutralität anstreben, müssen wir auch über die Logistik sprechen.

Viele sprechen von einer Brückentechnologie, weil eigentlich noch niemand sagen kann, was der optimale Antrieb der Zukunft sein wird. Was hat Sie dazu bewogen, auf Flüssiggas zu setzen? Welche Vorzüge weist LNG auf?

Roger Haschka: Im Moment hat ein batteriebetriebener LKW noch nicht die Reichweite, die wir benötigen. Wichtig ist auch: Die LNG-Technik ist bereits seit über fünf Jahren auf dem Markt und als solche etabliert. Der Hersteller Volvo bietet uns eine einwandfrei funktionierende Technik, so dass wir sofort beginnen können

Grüne Mobilität scheint vor dem Hintergrund explodierender Energiepreise zu einer echten Herausforderung zu werden. Doch ein „Weiter so“ gibt es nicht mehr. Damit setzen Sie ein Zeichen …

Roger Haschka: Ja, in der Tat ist das eine Herausforderung und die steigenden Energiekosten treffen uns alle — jedes Unternehmen, jeden Privathaushalt. Doch das Thema Klimaschutz lässt sich deswegen nicht aussetzen. Es ist mindestens ebenso dringlich und wir müssen Lösungen finden, wie wir beides stemmen können. Bis die von der Bundesregierung forcierten LNG-Terminals in Brunsbüttel betriebsbereit sind, vergeht noch einige Zeit. So lange können und wollen wir nicht warten. Wir realisieren unsere eigene LNG-Tankstelle an unserem Standort in Lägerdorf. Die Versorgung mit bis zu 100 % grünem Biogas ist gesichert. Mit diesem grünen Gas reduzieren wir den CO2-Ausstoß im Vergleich zum Diesel-LKW um bis zu 100 %. Darüber hinaus ist die Versorgung über einen mittelfristigen Vertrag zu einem vernünftigen Preis gesichert, was den Kostendruck abfedert.

Mit der LNG-Technik können wir nachweislich in hohem Maße CO2 reduzieren.

Matthias Gleimius, Geschäftsführer der von Saldern Logistik GmbH & Co. KG

Roger Haschka, Bereichsleiter Einkauf Logistik + Baumaschinen, Holcim (Deutschland) GmbH

Matthias Gleimius: Dass wir CO2 reduzieren müssen, das ist jedem klar. Dass wir in der Baubranche etwas dafür tun müssen auch. Wir sind Überzeugungstäter und meines Erachtens gibt es nicht mehr die Option zu warten – es lassen sich immer Gründe finden, die dagegensprechen. Wir gehen jetzt voran, investieren in die LNG-Technik und können nachweislich aufzeigen, dass wir in hohem Maße CO2 reduzieren. Mit Holcim haben wir einen starken Partner an unserer Seite und dieser Schulterschluss ermöglicht uns, proaktiv tätig zu werden. Ein „weiter so“ gibt es tatsächlich nicht mehr. Insofern – wenn wir es nicht tun, der kleine Spediteur macht es auch nicht. Wenn es niemand macht, geht keiner den Schritt in die CO2-Reduzierung. Wir müssen also etwas tun. Das werden auch andere Konzerne, egal welcher Branche, realisieren. Die Politik wird es einfordern, die Kunden. Alle haben wir begriffen, dass wir überhaupt mal anfangen müssen.

Herr Gleimius, Ihr Fuhrpark mit Hauptsitz in Brunsbüttel umfasst mehr als 200 Fahrzeuge. Ihre Kunden beliefern Sie in ganz Norddeutschland. Doch das LNG-Tankstellennetz steht noch am Anfang. Was verändert sich mit den LNG-LKWs für die Disposition im Alltag?

Matthias Gleimius: Es gibt heute über 60 oder 70 LNG-Tankstellen in Deutschland. Mit einer intelligenten Tourenplanung kann man die Strecken sehr gut einteilen, so dass am Ende des Tages die LKWs wieder in Lägerdorf anlanden. Wenn das mal nicht funktionieren sollte, gibt es Alternativen auf unseren Relationen, wo Biogas im öffentlichen Tankstellennetz nachtankbar ist.

Disposition muss bei der Tourenplanung also die Reichweite der Fahrzeuge im Blick haben. Auch müssen die Fahrer eingewiesen werden. Die Fahrzeuge fahren sich ein wenig anders, der Betankungsvorgang ist speziell, es braucht Schutzkleidung und alles dauert ein wenig länger. Wenn ein Dieselfahrzeug kaputt geht und der Disponent den Fahrer auf einen LNG-LKW setzen will, geht das nicht ohne Vorkenntnisse. Diese Dinge müssen wir berücksichtigen, aber das ist keine Raketenwissenschaft, das bekommen wir alles hin.

Ein verlässlicher Fuhrpark ist das Herzstück eines jeden Logistikers. Mit drei gut ausgestatteten Werkstätten in Brunsbüttel, Sauensiek und Hannover sowie mobilen Werkstattwagen kümmern sich Ihre Teams um die Sicherheit, Wartung und Leistungsfähigkeit aller Fahrzeuge. Welche Umstellung werden LNG LKWs mit sich bringen?

Matthias Gleimius: In der Tat sind wir mit unseren Werkstätten autark und machen an unseren konventionellen LKWs alles selbst, nur die Garantiearbeiten lassen wir in der Hauptwerkstatt vom Hersteller machen. Das wird bei den LNG-LKWs nicht mehr gehen, weil das Personal besonders geschult sein muss. Für die LNG-LKWs wird es einen Vollwartungsvertrag mit lizenzierten Werkstätten geben.

Wir starten mit einer etablierten Technik, von der wir wissen, dass sie funktioniert.

Herr Haschka, Herr Gleimius, welche Erwartungen oder Hoffnungen setzen Sie in das Projekt?

Roger Haschka: Wir starten mit einer etablierten Technik, von der wir wissen, dass sie funktioniert. Meine Erwartung ist, dass wir – wenn wir den Blick nach vorne werfen – in einem Jahr nicht nur über 25 LNG-LKWs im Fuhrpark reden, sondern über 50 oder mehr. Sie sprachen eingangs von einer Brückentechnologie – ich glaube, dass diese Brücke sehr lang sein wird. Bestimmt zehn Jahre oder länger. Am Ende werden wir bei einem Antriebsmix landen, der dann aus LNG, batterieelektrisch, Wasserstoff und womöglich heute noch nicht absehbaren Alternativen bestehen wird.

Matthias Gleimius: Unsere Erwartung als Spediteur ist ganz klar: Wenn wir auf grüne Mobilität setzen, wollen wir Vorreiter sein und auch Nutzen daraus ziehen. Es gibt schon viele Spediteure, die LNG einsetzen, aber wir wollen grünes LNG einsetzen, um maßgeblich CO2-Emissionen zu reduzieren. Wir erhoffen uns natürlich, dass der Markt, die Politik und auch die Kunden diese Bemühung honorieren und wir damit auch Wettbewerbsvorteile einnehme können. Das ist unser Ziel.

Vielen Dank für das Gespräch!

Warum die von Saldern Gruppe auf grüne Mobilität setzt

Die Logistik in der Baubranche macht einen nicht unerheblichen Faktor des CO -Ausstoßes aus. Grüne Mobilität setzt hier ein Zeichen und trägt zu einer erheblichen Reduktion der CO2- Emissionen bei. Mit rund 3,5 Millionen Euro investiert die von Saldern Gruppe in 25 neue LNG LKWs; die Lieferung wird Ende 2022 erwartet. Betankt mit grünem Biogas können die CO2 Emissionen so um 100 % reduziert werden. Damit setzten die Joint-Venture-Partner ihre Nachhaltigkeitsstrategie konsequent weiter fort. Schon heute bieten die von Saldern Gruppe und Holcim ihren Kunden CO2-neutralen Beton an.

Was sind LNG-angetriebene LKWs?

LNG steht für liquefied natural gas (deutsch: verflüssigtes Erdgas). Erdgas verflüssigt sich, wenn es auf circa minus 169 Grad abgekühlt wird. Durch die hohe Energiedichte des verflüssigten Erdgases können auch große Motoren mit der für sie notwendigen Energie auf langen Strecken versorgt werden. LNG-angetriebene LKWs können bis zu 1800 Kilometer Reichweite erzielen. Im schweren Sattelzugmaschinenbereich ist LNG als alternative Antriebstechnik zum Dieselmotor derzeit führend. Für die Betankung der LNG LKWs erstellt Holcim zusammen mit einem Investor nahe Lägerdorf eine LNG-Tankstelle. Dadurch wird die Versorgung mit bis zu 100 % Biogas sichergestellt.